bevor er sie erkannte, war ihm die welt so nah gerückt, dass er kaum etwas sah oder spürte. immer nur durch die brände, durch die dämmerungen, die die welt in ihm hinterließ und unablässig erneuerte, wenn sie auf ihn einstürmte. alles, was er wusste, war, dass er krank war, dass ihm etwas entscheidendes fehlte, und das spürte er als ein nervliches vakuum: seine linke körperhälfte fühlte sich manchmal an wie stillgelegt, durchzogen von tauben, im schreck erstarrten feldern, ein andermal als würde in ihr eine eingekerkerte furie blutig schreiend an die wände stoßen. bevor er damit begonnen hatte, sie zu erkennen, spiegelte sich die welt in ihm gegen seinen willen als eine arena verbissener kämpfe. immer und immer wieder vollzogen sich in ihm fremd und dunkel die demütigungen und unterwerfungen verschütteter tage, die er ohnmächtig und immer ohnmächtiger ertrug. dieser bann war nichts anderes als die fesseln an den armen und beinen der zeit, die knoten, die sich solange noch fester schnürten, als diese sich blind verzweifelt daraus befreien wollte, und dieser bann tauchte ihn in einen schatten, aus dem herauszutreten er sich zwar wünschen, aber nicht vorstellen konnte, bevor er damit begann, sie zu erkennen.
aber jetzt, wo es schien, als hätte sie eine unzahl jener luken, türen und tore, die gewöhnlich und seit je zwischen ihm und sämtlichen momenten jedes tages lagen, um einen spalt geöffnet, jetzt, da sie - bisweilen wie ein unter die leidenschaften flüsternder tiefroter, oft wie ein still zu geduld und zurückhaltung ermunternder lilienblauer und immer wieder unverhofft wie ein aufmerksam zart sich dehnender violetter faden - den unüberschaubaren reigen kleiner bilder und begebenheiten, die vor und hinter uns rasch in eins verschwimmenden und verschwindenden schwellbalken unter den gleisen, als zu einer geschichte gehörend verbunden hatte, allein indem sie ihn in seinen gedanken begleitete, jetzt konnte er es auf einmal und immerhin einen tag lang für möglich halten, dass er irgendwann unter die menschen aufgenommen werden würde, dass er sich dann vielleicht sicher, achtsam und umsichtig unter ihnen bewegen könnte, dass er die sprache ihres atems und ihrer augen, die hoffnungen unter ihren schultern und die zwischen ihren nasenflügeln versteckten sehnsüchte verstehen und erwidern könnte. allein dass es sie gab, so wie sie war, weckte in ihm die vorstellung, alles und wirklich alles könnte anders sein, könnte zu einem großen wertvollen ganzen werden. solcherart wie für einen augenblick aus lebenslangem schlaf aufgestört, lag er die ganze nacht wach und spürte in sich ihre gestalt nah wie eine zwillingsschwester vom anderen ende des weges. als er gegen morgen auf den balkon eine zigarette rauchen ging, lag hinter den starren schwarzen silhouetten der bäume schon ein rötlicher see, und er verstand, warum slowenien das land der poesie ist.
AUSGANG
seinetwegen mochte er
nun alles bare an gewinn verstolpern
die freunde mochten schweigen und das leben
müde werden von der asche
und vom staub der wiederholungen
der große esser konnte seinetwegen
bis über ladenschluss mit kränen spielen
die salongeföhnten konnten sich mittels verhüllter drohung
ihres spiegelbilds versichern und vorsätzlicher missverstand
verzückt durch frisch gekalkte labyrinthe geistern
seinetwegen sollten künftig nur noch uhrwerke befragt
und zitrusscheuermilch getrunken werden
denn er hat seine unersättlichkeit
zurückgegeben hat den schritt hinaus gemacht
er ist der unverstandenen gefolgt
die in ihm selbst sich niemandem vergleicht
dem unsteten ist sie das einzig wirkliche
und wirklich schöne weil sie an ihn
den steten wunsch bei sich zu sein verschenkt
NACHTSTÜRZE
wie unsere wärme sich still zuatmet im flaum der sternennacht, wie endlos lange her, werden wir sagen, wie nie passiert, und wir werden uns noch jedes mal als für immer wünschen, die verrückten glücklichen zwerge auf dem ausflugsdampfer hätten zum abschied ihre bunten mützen geschwenkt, damit unsere klangwälder durch die dunkelheit ziehen und dein gesicht im gras sich an all die träume erinnert, wie wir hinüberspazieren, entlang an den seen aus türkis, uns wie zaglos hingedacht einander in die augen legen und unter die kühle deines armreifs, wie sich die ränder der tageslichttore verlieren, wie wir endlich von der gestirnten brücke herunter staunen auf den silbernen fall der nachtluft, unsere schläfen aneinander, und die schwaden unergrenzter lidsäume bis an den grund streichen und wir warten, bis die fahnen im wind nur noch scheinbar flattern, wie von da an unsere finger jeden blick begleiten auf den flügen, wir springen zwischen die fiebrigen seiten ungeschriebener ahnungen, streifen über sanfte furten oder halten uns über klammen hängen fest aneinander, verrennen uns rastlos durch steilufergestrüpp, die hände eingekrallt nach den quellen des wildrosenöls, wir umschlingen uns im flüsternden strom der wiesen, verschenken einander die töne zarter trauben, die ungestümen, tiefen kreise weit abseits bekannnter zeit, an das ausgelöste innehalten zwischen den schimmernden wänden des kratermeers, an das horizontlose, an das sinken in den schweiß auf unseren schultern... und wenn die dämmerung hereinsickert und die tränen der haut kühlt, werden sie wie endlos lange her noch von den dächern blinzeln, wie nie passiert, unsere stürze in die nacht.
ENDLICH
Eine sanftlidrige frau lehnt ihre schon ganz fahrtwindkühle schulter ans plexiglas der busfahrerkabine, sodass die tür bei jeder windung durch das schneckenhaus der nacht ein wenig nachgibt.
DIE SANFTLIDRIGE lässt die reihen von fensterlichtern an ihrem blickfeld entlangblättern Warum eigentlich nicht?
DER BUSFAHRER ganz aus der sicherheit über dem großen lenkrad Ich habe mich strecken können, strampeln, schlagen oder mich verkriechen, ich bin kein ganzer mehr geworden. Meine unzulänglichkeit ist das einzige gewesen, auf was ich vertrauen hätte können.
DIE SANFTLIDRIGE ja, davon gehe ich auch immer häufiger aus. Und dann aber nichts wie weg!
Dem busfahrer ist das untergründige brummen vor der roten ampel ein innehalten ohne jede ungeduld und wenn sie auf grün umschaltet, fährt er aus fließendem atem wieder an. DER BUSFAHRER Glauben sie mir, da draußen hat so spät alles schon zu.
DIE SANFTLIDRIGE hört sich an die wurzeln seiner freigiebigkeit Darauf achte ich kaum noch, seit ich nicht mehr unbedingt selber fahren muss... bis er ihr auf den rückspiegel entgegenkommt… Die kommandoverträge mit gaspedal, steuer, bremse. Man vergisst darüber, wo`s eigentlich hingehen soll. sodass
DER BUSFAHRER gleich ihrem sinn entspricht Und redet sich dann auch noch ein, wie wichtig es ist, wenn man weiß, dass man praktisch überall ankommen könnte.
Sich auf eine route einstellen und sie doch nicht zu seiner machen. Das hat er sich von den jahren lernen lassen, denkt sie, dass die grenzen der wege auch von außen gezogen werden. Aber er hat sich nicht verirrt. DIE SANFTLIDRIGE Warum haben sie denn ihre richtung geändert?
DER BUSFAHRER zeichnet in gelassenen strichen nach ihrer gestalt Ich habe für ein paar augenblicke aus mir rausgeschaut. Seither ist alles klar. In dem, was sich dahinter gezeigt hat, bin ich irgendwie nicht mehr vorgekommen. Es war... eine solche erleichterung! als wenn sich eine schicht, ein film abgelöst hätte, den mein blick vorher auf jedes bild gelegt hat.
IZHOD
Zdaj je smel zaradi sebe
zapraviti v gotovini ves dobiček
Molčati so prijatelji smeli in življenje
postati trudno od pepela
in od prahu mnogih ponovitev
veliki jedec se je zaradi njega
igral še po poslovnem času trgovin z žerjavi
v salonu so smeli opihani s prikrito grožnjo
prepričati o svoji zrcalni sliki in naklepno nesporazumevanje
navdušeno strašiti po sveže ápnenih labirintih
Zaradi njega naj v prihodnje sprašujejo samo še urne mehanizme
in pijejo samo še čistilno mleko z okusom citrusa
saj on je vrnil svojo nenasitnost
prvi korak je on naredil ven
nerazumljenki je sledil
ki se ne primerja v njem z nikomer.
Nestalnemu je ona edina dejanskost
in prava lepota, ker mu podari
stalno željo, da bi bil pri sebi.