Vor Tibets Toren spähen Rishis verfroren aus ihren Wolldecken
mit rosenkranzverknoteten Händen knien sie vor Gaumuk dem Kuhmaul
viele Quellen speisen die Göttliche Mutter fließende Locke Shivas Fluß und Göttin
Eine Schlange aus Krügen sammelt Tränen für heilsdurstige Lippen
sonnenbrillenversiegelt werden reiche Pilger auf Sänften getragen
stromab folgen
unterwegs nach Benares
Teeplantagen & Terassenfelder die Zeit hat ihre Bedeutung verlegt
am Rande der Stadt bleut sich eine Gruppe Novizen das heilige Bad ein
ihr Guru thront am Ufer & ringt mit Shiva & seinen inneren Dämonen
Tränen hasten über sein schattenverzeichnetes Gesicht
er wogt
für Augenblicke im Übergang Zwischen Göttern & Menschen
heimwärts fällt er in den feuchten Staub
Herz Indiens
auf den die Stadt gestellt ist
flußwärts in gepreßten Gassen schnappen Wolken aus geäscherter Milch & Weihrauch nach den Augen
der junge Monsun hat das Ufer verschluckt & die Stufen am Ganges gehören einer versunkenen Geisterstadt
Gesichter wie ferne Mondflecke wehen in die Stadt um zu sterben dem einzigen Ort der Moksha Erlösung verheißt
am Tod haftet keine Trauer er beurlaubt nur die Phantasie vom ständigen Provisorium Ich
frostige Flammen wärmen die nicht sterben können
Eine Frau gießt die Asche ihres Mannes in den
Fluß
der bleischwer
wie der Ventilator der die Glut meines Zimmers durchwühlt
Im kühlen Hof hat der Hotelier zum Empfang geladen
Männerstimmen vermischen sich mit trancegetränkten Sitarteppichen die mir noch lange folgen
ich lasse mich treiben & komme immer wieder zum Fluß
ein Mann steht hüfthoch im Wasser tief versunken die Hände fest aneindergepreßt betet er Ganga an & blickt
gegenüber
das Ufer ist unbebaut von dort wandern die Erlösten ins Jenseits
ein Boot bringt mich ans verbotene Ufer der Fährmann verlangt einen hohen Preis & blickt verächtlich
auf der anderen Seite nichts Hunde bellen mich an
waren sie einmal Menschen
der Ort ist laut & ohne Trost
zurück mustere ich
den Fährmann Retter & Dämon der Unterwelt
er bringt mich zum
Café Bagdad
in das sich nur Europäer verlaufen ihr Anblick weckt Heimdurst
Der einzige Inder trinkt versonnen Tee & seine Augen wandern über die glänzende Schwärze zum Fluß