Wenn mir um eine ihrer biegungen
das unbegreifliche türkis entgegenfließt,
das jedes leid so weit verklären kann,
bis es zu der erkenntnis heilt,
erinnert sie mich tagvertraut daran, dass trost,
geduld und schönheit schwestern sind.
Am ausgang ihrer großen klamm,
entlang an zarten wirbeln über trögen,
die feiner, heller sand beruhigt,
träumen wir uns durch die langen schatten,
lassen einander noch versprechen bleiben
und die stimmen an den wänden schweigen.
Ein andermal legt sie sich lächelnd
über ihr breites, sonnenweiches bett
und öffnet damit eine ganze gegenwart,
durch die die blicke treiben, gleiten, sinken,
in die kühle unter ihrer haut, über das flimmern,
über die maserung der grünen leopardin.
Um die mitte unsres lebens spannen sich
die schönsten brücken: von der einen über uferfelsen,
aus der liebe zum verstehen aufmerksam und hell gefügt,
zu der zweiten, unter deren schwerem bogen
manchmal frühherbstnebel kriechen, bis zu der,
die schon grazil vor dem gesicht des südens steht.
Weiter unten wird das leuchten dunkler
und jede wendung wird vertieft zu einem schweben.
Mit dieser zeit sind wir nicht eins, aber uns einig
geworden in dem sinn für alles wesentliche,
der uns bis an die grenze hin begleiten wird.
Und dann dem abschied nehmen hilft, der bleibt.
DIE TAGE, MEINE KINDER
die tage, meine kinder, ziehen schon lange ohne gruß und wiedersehen aus dieser enge aus. was ist nur aus ihnen geworden? aus jedem dieser tage, dieser kinder? denn jeder tag will eines sein. kaum eins, dem ich den mut zum offenen und ganzen blick geschenkt oder geduld für seine schritte. keiner, mit dem ich mich von schlaf zu schlaf habe vertrauen können.
die tage, meine kinder, haben sich oft unbemerkt von mir zurückgezogen. sie öffneten und sehnten sich, doch sie erfuhren nie, wie man sich schützt, und sie verlernten es. sie fliehen vor meinem schweigen, zerrinnen aus dem käfig meiner hände. die tage, meine kinder, laufen vor mir davon, solange ich verzweifelt laut vom siegen träume, um zu verhindern eigentlich, in wirklichkeit um zu besiegeln, dass ich mir selbst für jede zeit genommen und verloren bin..
ich war, ich bin das kind von tagen, die über mich vielleicht aus liebe herrschen und besitzen wollten, damit sie selbst nicht ganz verloschen. als die zeit an mich kam, meine tage zu beleben, fand und wusste ich zu ihnen nicht hinaus. seitdem verstecken sich die leichenstarren kinder, meine tage, unter den verstummten liedern jedes heutigen. sie warten. an der hoffnung immer noch, dass ich die freundschaft eines neuen tages mir erwerbe, damit er mich sie endlich doch erkennen und erleben lässt. und sie nach hause dürfen, in die erinnerung.
KINDERTRÄUME
im bett die angst
der vater kommt heim
der vater kommt nicht mehr heim
sie wartet in der küche
wie oft noch
der betrunkene dreht den
schlüssel von innen damit
sie nichts versteht schleifen seine
worte sie in den streit hinein
wie oft noch
höre ich sie hinter den türen
er verhört sie erfolglos hast du mit wem
in mir angst vor dem töten
ich muss es wissen hast du außer mit mir
einem nein wie oft noch nein
ich weiß es doch
hörts auf bitte hörts auf
wie oft hast du schon mit einem anderen
wie oft noch denke ich ja
einmal sagt die schwester
leise bring ich ihn um
sags halt du schlampe du dreckige
bis sie sich endlich hinausschreit
ich halts nicht mehr aus hau ab hau doch ab schlägt er zu
wie oft noch
warum zerreißt ihr nicht
dann wäre ruhe
im bett die angst vor der hoffnung
der vater kommt heim
der vater kommt nie mehr heim
AN DIE ÄNGSTE
der faulige aufschnitt
aus euren adern hat mich früh
und still erlegt
bis heute kriecht er
in mir herum
ihr seid mir viel zu nah
meine verbieter wollt immer
ganz ich werden
andernfalls spielt ihr
die alten prügel ab:
regeln verletzt nur
wer sie nicht
einhalten kann
wenn ich einmal nicht mehr
pflegte euch jeden wunsch
zu erfüllen erschlagt
ihr mich dann auch?
VON DER SOČA
Wenn mir um eine ihrer biegungen
das unbegreifliche türkis entgegenfließt,
das jedes leid so weit verklären kann,
bis es zu der erkenntnis heilt,
erinnert sie mich tagvertraut daran, dass trost,
geduld und schönheit schwestern sind.
Am ausgang ihrer großen klamm,
entlang an zarten wirbeln über trögen,
die feiner, heller sand beruhigt,
träumen wir uns durch die langen schatten,
lassen einander noch versprechen bleiben
und die stimmen an den wänden schweigen.
Ein andermal legt sie sich lächelnd
über ihr breites, sonnenweiches bett
und öffnet damit eine ganze gegenwart,
durch die die blicke treiben, gleiten, sinken,
in die kühle unter ihrer haut, über das flimmern,
über die maserung der grünen leopardin.
Um die mitte unsres lebens spannen sich
die schönsten brücken: von der einen über uferfelsen,
aus der liebe zum verstehen aufmerksam und hell gefügt,
zu der zweiten, unter deren schwerem bogen
manchmal frühherbstnebel kriechen, bis zu der,
die schon grazil vor dem gesicht des südens steht.
Weiter unten wird das leuchten dunkler
und jede wendung wird vertieft zu einem schweben.
Mit dieser zeit sind wir nicht eins, aber uns einig
geworden in dem sinn für alles wesentliche,
der uns bis an die grenze hin begleiten wird.
Und dann dem abschied nehmen hilft, der bleibt.
DIE TAGE, MEINE KINDER
die tage, meine kinder, ziehen schon lange ohne gruß und wiedersehen aus dieser enge aus. was ist nur aus ihnen geworden? aus jedem dieser tage, dieser kinder? denn jeder tag will eines sein. kaum eins, dem ich den mut zum offenen und ganzen blick geschenkt oder geduld für seine schritte. keiner, mit dem ich mich von schlaf zu schlaf habe vertrauen können.
die tage, meine kinder, haben sich oft unbemerkt von mir zurückgezogen. sie öffneten und sehnten sich, doch sie erfuhren nie, wie man sich schützt, und sie verlernten es. sie fliehen vor meinem schweigen, zerrinnen aus dem käfig meiner hände. die tage, meine kinder, laufen vor mir davon, solange ich verzweifelt laut vom siegen träume, um zu verhindern eigentlich, in wirklichkeit um zu besiegeln, dass ich mir selbst für jede zeit genommen und verloren bin..
ich war, ich bin das kind von tagen, die über mich vielleicht aus liebe herrschen und besitzen wollten, damit sie selbst nicht ganz verloschen. als die zeit an mich kam, meine tage zu beleben, fand und wusste ich zu ihnen nicht hinaus. seitdem verstecken sich die leichenstarren kinder, meine tage, unter den verstummten liedern jedes heutigen. sie warten. an der hoffnung immer noch, dass ich die freundschaft eines neuen tages mir erwerbe, damit er mich sie endlich doch erkennen und erleben lässt. und sie nach hause dürfen, in die erinnerung.
KINDERTRÄUME
im bett die angst
der vater kommt heim
der vater kommt nicht mehr heim
sie wartet in der küche
wie oft noch
der betrunkene dreht den
schlüssel von innen damit
sie nichts versteht schleifen seine
worte sie in den streit hinein
wie oft noch
höre ich sie hinter den türen
er verhört sie erfolglos hast du mit wem
in mir angst vor dem töten
ich muss es wissen hast du außer mit mir
einem nein wie oft noch nein
ich weiß es doch
hörts auf bitte hörts auf
wie oft hast du schon mit einem anderen
wie oft noch denke ich ja
einmal sagt die schwester
leise bring ich ihn um
sags halt du schlampe du dreckige
bis sie sich endlich hinausschreit
ich halts nicht mehr aus hau ab hau doch ab schlägt er zu
wie oft noch
warum zerreißt ihr nicht
dann wäre ruhe
im bett die angst vor der hoffnung
der vater kommt heim
der vater kommt nie mehr heim
AN DIE ÄNGSTE
der faulige aufschnitt
aus euren adern hat mich früh
und still erlegt
bis heute kriecht er
in mir herum
ihr seid mir viel zu nah
meine verbieter wollt immer
ganz ich werden
andernfalls spielt ihr
die alten prügel ab:
regeln verletzt nur
wer sie nicht
einhalten kann
wenn ich einmal nicht mehr
pflegte euch jeden wunsch
zu erfüllen erschlagt
ihr mich dann auch?