Das große Jahr,
Das wir im Leben
Ersehnt, ist da
Und jagt verdrossen
Was feig und zag,
Dem Geist zuwider
Der großen Zeit,
Davon mit Veitschen.
Und mahnt uns erst,
Wie einst zu wehren
Sich gen den Feind:
Ihr seid Germanen!
Im Krieg schlagt drein
Wie eure Ahnen!
Wir müssen sein,
Was einst wir waren,
Beseelt vom Geist
Der Bajuvaren
Und Winnili …
DER REITER DES KRIEGES.
Weit weg von Stätten, di Menschen bewohnen,
Hoch droben auf schwindelnder Höh’,
Da stand ich, als eben die Sonne geflossen
Bluttriefend auf eisigen Schnee.
Blutschwarz der Himmel, vom Blut übergossen,
Von Blute der Sonne bespült
Und rings in dem ewigen Schweigen, den Frieden,
Das große Geheimnis gehüllt …
Als ich so dastand, versonnen, versunken,
Im Frieden, der ehemals war,
Da kam dann urplötzlich vom Tale tief drunten
Ein Reiter mit fliegendem Haar.
»Seltsamer Reiter, was blitzen di Augen
So feurig?« - Ich kannte ihn nicht.
Und als nach dem Namen verwegen ich fragte,
Entschwand der Reiter dem Licht …
Tiefschwarz war’s plötzlich, und dumpf mit den Schwingen
Zog zischend zur friedlichen Hoh’,
Umhüllend gespenstisch die Täler und Spitzen,
Die greuliche Nacht übern Schnee.
Sturmwild von unten, vom Tale gezogen
Kam brausend und brüllend zu mir,
Durchdrungen von Haß und wilder Verzweiflung
Die Stimme des Reiters, schien mir:
»Kostbarer Mensch, ist die Zeit geworden
Im tiefen, einst friedlichen Tal,
Es bauen wir Reiter des Krieges, entrissen
Der Ruhe, ein blutiges Mal …
Ich war ein Reiter, Man hat mir geschossen
Blindwütig mein Pferd in das Grab;
Mich jagen die Geister des wütenden Krieges
Zur Höhe und wieder hinab.
Ich reite, wo Menschen, Kulturen sich breiten,
Ich reite die Welt in die Not;
Zerreiße, zerstöre, was emsig gesponnen
Im Frieden ein schaffender Gott.
Verflucht und verwunschen sei jene Kultur,
Die frevelhaft schändend mich hetzt,
In friedlichen Ländern den Krieg zu entfachen …
Ein Schandmal sei ihnen gesetzt.«
Wildgröhlend rannte sie heiße Stimme
Vom friedlichen Berge davon …
Wie langsam gekommen, so langsam zerronnen
Ist mir diese Höh’nvision.
AN DAS DEUTSCHE VOLK.
Möcht einem Turm besteigen, der alles überragt,
Den wild in Wolkennähe der Höhensturm umjagt,
Der stolz, trotz Sturm und Wetter, wie eisern bleibt bestehn;
Das Deutsche Reich erspähen und Österreich, mein Vaterland,
Dann wollt ich ruhig nehmen ein großes Rohr zur Hand;
Wie ein Posaunenengel, so blies ich laut und rein
Vom Turme hoch da droben in deutsche Volk hinein:
Euch baut, ihr edlen Krieger, ihr Helden sonder Zahl,
In diesen schweren Stunden, die Zeit ein heilig Mal;
Kultur und Ruhm sie bauen, dir Heldenvolk ein Mal,
Ein Mal, das nie bestanden in diesem Erdental.
Es ist der Ehren höchste, im großen Krieg zu sein,
Für deutsche Macht und Größe. Wer möcht dabei nicht sein?
Und weiter wollt ich rufen vom Turm ins Volk hinein:
Dein Heldenmut glänzt prächtig, so hell wie Sonnenschein.
ALLDEUTSCHLAND.
Jetzt darf ich singen laut und rein
In mein geliebtes Volk hinein,
Was noch vor Wochen bang und zag
Geknebelt in der Brust mir lag>:
Alldeutschland Heil!
Jetzt darf ich singen frei und frank
Jungdeutschland stolzen Männersang:
Den alten Sang der deutschen Treu
Darf ich jetzt singen frisch und frei:
Altdeutschland Heil!
Was noch vor Wochen war verpönt
Und was vor Wochen man verhöhnt,
Wird plötzlich aller Stolz und Ehr’
Und jeder singt nun ernst und hehr:
Altdeutschland Heil!
Was Deutschland immer hat getan,
Fängt Österreich erst heute an:
Zu schmieden kühn das Bismarck-Glied,
Zu singen stolz Alldeutschlands Lied:
Altdeutschland Heil!
Di Zeit ist da, die ich ersehnt,
Da Deutschland nicht als Deutsche kennt,
Da Österreich, mein Vaterland,
Alldeutschland stolz gibt seine Hand.
Altdeutschland Heil!
Altdeutschland Heil!
DIE DEUTSCHE WEHR.
Kanonen brüllen, Gewehre knattern,
Und Säbel streiche blitzen;
Ein Ringen wild, verzweifelt wild
Ist’s, das die Menschen führen …
Und mitten drin im Kampf, inmitten
Steht der Kaiser;
Dicht vor dem Feind
Im brüllenden, blitzenden Sturm
Der deutsche Kaiser auf dem Pferd
Und rings sein Militär,
Für ihn, fürs Deutschtum unverzagt
Im Kampf mit Opfer und mit Heldenmut …
Das eiserne Heer!
Die deutsche Wehr!
SOLDATENBLUT
Junges, gesundes, erblühendes Blut
Fordern di Stunden und ihre Geschicke;
Jauchze und juble, mein freudiges Herz,
Koche und siede, mein wallendes Blut,
Trinke dich trunken am flammenden Glücke:
Blutig erwächst den Geschlechtern der März
Des ewigen sonnigen Friedens.
Weide dich, Auge, am siegenden Mut;
Fürchte, mein Herz, nicht die tötenden Zeiten!
Schlage und rase, mein jagendes Herz!
Berste und lasse mein glühendes Blut
Still in den Garten der Ewigen gleiten:
Blutig erwächst den Geschlechtern der März
Des ewigen sonnigen Friedens.
DIE HELDEN.
Wie stark auch der Feind, wie groß er auch sei,
Wir schlagen, wir schlagen ihn dennoch entzwei.
Wir schlagen ihn nieder, wir schlagen ihn tot,
Und stürmen nach vorne ins leuchtende Rot.
Wir stürmen ins Rote des ehrlichen Siegs,
Wir stürmen nach vorne stolz leuchtenden Blicks.
Nichts kann uns verdrießen, nichts macht uns verzagt,
Wir kämpfen solange, bis herrlich es tagt.
Bis herrlich es tagt in Nord und in Süd,
In Ost und in West der Sieg uns erglüht.
Was weinst du, mein Lieb, was weinst du, mein Glück,
Wir kommen, so Gott es will, wieder zurück.
Und will es der Himmel, daß einer uns fällt.
So stürzt als Krieger, so stirbt er als Held.
DER KNABE AUF DEM SCHAUEKELPFERDE.
Möchte gern ein Reiter sein,
Reiter sein,
Möchte gerne hoch zu Roß
Hoch zu Roß
Gegen Rußland ziehen.
Wie hoch schlüge ich dann drein,
Schlüge drein!
Meinen Säbel züchte ich,
Züchte ich,
Stolz im Funkensprühen.
Hei! wie mutig sprengte ich,
Sprengte ich
Mit den andern unsern Feind,
Unsern Feind
Wild im Kampfesglühen.
Und so lange schlag ich drein,
Schlag ich drein,
Bis die Russen nimmermehr,
Nimmermehr
Gegen Deutschland ziehen.
Möchte gern ein Reiter sein,
Reiter sein;
Bin doch nur ein Reiterlein,
Reiterlein,
Kann vom Haus nicht ziehen.
DIE HEILIGE STUNDE.
Ich liebe wie keiner das Leben.
Ich lieb es im Glühen der Sehnsucht,
Die heiß
Nach Ehre und Schönheit und Größe
Nach glücklichen, leuchtenden Stunden
Verlangt.
Ich liebe das jauchzende Leben;
Ich hänge mit Inbrust an seiner
Gestalt,
Die kraftvoll sich wehrt und wie eisern
Sich stemmt und verpanzert gen Neid und
Das Haß.
Verwegen und kalt wie ein Mörder
Ich stoße die blitzende Klinge
Ins Herz
Dem Buben, der nehmen mir wollte
Mein Leben, von dem ich so stürmlich (stürmlich)
Erfüllt …
Der Krieg mit den Freunden der tiefsten
Und gräßlichsten Not und Verzweiflung
Ist da
Und schlägt ohne Rücksicht und ohne
Erbarmen die ringenden Menschen
Ins Grab.
Wen prasselnde Grüße des Feindes
Die Unsern empfangen, dann stürmen
Sie los
Und jeder der Kämpfenden drängt sich,
Verachtend den Tod und die Leiden,
Nach vor …
Und reifende Menschen verfallen
Dem Tode, dem ewigen Schnitter;
Ihr Blut,
Das Rauchende Blut der Gefallnen,
Das köstliche, düngt das zerstampfte
Gefild.
Die Erde der Äcker und Weisen,
Di Nahrung uns geben und Freude,
Gedüngt
Vom Blute der blühenden Leber,
Die kühn sich und freudig gegeben
Dem Tod,
Dem ehrenden Tod fürs geliebte
Gelände der herrlichen Heimat,
Gedüngt
Vom Blute der eigenem Söhne,
Der werdenden Kinder des Reiches!
Der Krieg …
Gerufen von Stimmen des Blutes,
Der göttlichen Helden und Männer,
Die Roh
Zerbrochen, in Gräbern am Felde
Nun schlafend, dem ewigen Frieden
Geweiht,
Mit klirrenden Waffen zu Pferde,
Die lieblichen Freunde der Jugend,
Gestählt.
Vom herrlichen Geist der Gefall’nen
Nun neuerlich ziehen sie alle
Ins Feld …
Und ich im Pfuhle der Muhme?
Und feige und zage im warmen
Daheim,
Da lodernd und flammend die Tage,
Die wichtigsten Tage der Deutschen
Erstehn?
O nimm, du geheiligte Stunde,
Du heiligste Stunde und schönste,
O nimm
Mein Leben, mein junges, o nimm es,
An dem ich verehrend und liebend
Und stolz
Gehangen und das ich in Ehren
Und Zügen gehalten wie keiner
Um mich.
Was klagest du, Seele? O jauchze,
Mein stürmisches Herz in di Menge
Hinein!¨
O klage nicht, Seele, wenn roh auch
Der Krieg in den Stürmen mein Leben
Zerbricht.
Wenn alles vernichtet und alles
Vom Morden der Zeit in die Erde
Gehetzt,
Mein Leben verflogen wie Dämpfe
Und Dünste im Werken des Tages
Zergehn.
Wirst du in die Höhen des Himmels
Dich schwingen und setzen ins Ew’ge
Des Glücks.
Auch dann noch, wenn einstens mein Körper,
Vom Aase abscheulich zerrissen,
Verfault,
Verpestend die Winde, sich aufwärts
Zum Himmel erhebt in die Höhen
Zu dir.
ES BRINGT DER HERBST EIN STOLZES SINGEN …
Der Herbst beginnt den Wald zu färben,
Das Grün der Bäume liegt im Sterben,
Die Blätter werden gelb und rot
Und rings im heißen Liebeswerben
Des Herbstes ruft das Kriegsverderben
Ins Land der Menschen Sieg und Tod …
Es bringt der Herbst ein stolzes Singen …
So rein wie Kirchenglocken klingen
Ertönt’s als heller Siegessang
Dem Heldentum in heißen Ringen …
Den andern aber will klingen
Wie dumpfer schwerer Trauerklang …
MORGEN IN FELDE.
Gelb und blau die Blumen auf der Miese stehn;
Drüber Bienen summen, die zur Arbeit gehn.
Weiße Wolken hängen leicht am Himmelsblau;
Tort, nur fort. Sie drängen leicht in ein fernes Grau ….
Und Soldaten freuen sich der Herrlichkeit,
Gingen und schalmeien wie Friedenzeit.
Und sie gehen, pflücken Blumen gelb und blau,
Ab sie feindwärts rücken in das ferne grau …
DER SOLDAT.
Ich werde fallen, das weiß ich;
Doch eh ich fall, zerreiß ich
Wohl einen Zug der Gegner
Und will als wildverwegner
Soldat auf blut’gem Stein,
Wenn tot, auch – Sieger sein.
ABSCHIED.
Ruhe war in meiner Brust,
Jede Sehnsucht was gewichen
Aus dem Innern und es kam
Tiefe Wehmut angelschlichen.
Gläsern sah ich vor mich hin,
Sah im Kranze meiner Leiden
Dich, betränten Angesichts,
Blas und schweigsam von mir scheiden.
Ruhe war in meiner Brust
Und der Blick, nach vorn gerichtet,
Trostlos, traurig, als du kalt
Unser junges Glück vernichtet.
VOR DEM STURM.
Deinen Segen, Gott, erfleh ich,
Wenn der große Sturm beginnt,
Deiner Gnade untersteh ich,
Di mir stets war gut gesinnt …
Todesahnung, Lebensfreude,
Wer von euch wird Sieger sein?
Vor dem Sturme wollen beide
Meister der Gedanken sein …
NACH DEM STURM.
Das waren Stunden, schwer und heiß,
Wie sie kein Mensch zu nennen weiß;
Der Heldentod durchlies die Reihen,
Manch einer mußte sich ihm weihen …
Das war ein Sterben, reich an Blut,
So heiß und rot wie Schmiedeglut;
War auch dabei bei diesem Sterben,
Doch ließ ich mich vom Tod nicht werben,
Weil mich das junge Leben freut,
Mein Leben, das nach Leben schreit …
DIE MUTTER.
Die graue Mutter, schwach und krank,
Ist in der Kirche stundenlang
Vor Gott auf Knien gelegen
Und täglich bis die Sonne sank
Hat sie zum Herrgott heiß und bang
Gefleht um stillen Segen …
Ich fleh zu dir in tiefer Not
Und schwerer Bein, mein Herr und Gott:
Laß mir den Sohn am Legen.
Er ist so jung, so frisch und rot
Und steht im Feld vor Not und Tod …
Las mir mein Kind am Leben!
Alltäglich wenn’s zum Abend geht,
Vermeint der Sohn ein Kirchgebet
An seinem Ohr zu hören …
Und einmal hat der Tod gemäht …
Da konnte er das Bittgebet
Der Mutter nicht mehr hören …
DER KRÜPPEL.
Zum Sohne spricht die Mutter:
»Du blickst so traurig drein;
Was hast du, sag, mein Guter,
Kannst du nicht fröhlich sein?«
Der Sohn nimmt seine Krücken –
Es ist ein Fus ihm lahm;
Er schaut mit feuchten Blicken
Sie an und spricht im Gram:
»Wie kann in diesen Tagen
Ich Krüppel fröhlich sein?
Ich darf nicht Waffen tragen,
Darf nicht im Felde sein!«
HOFFNUNG AUF SEGEN.
Mit den Bäumen blüht die Seele …
Und der Mensch verspürt im Blühen
Seiner Kräfte heiß Erglühen,
Einen wilden Drang, zu leben,
Und dem Sein sich hinzugeben …
Mit den Bäumen blüht die Seele …
Und die Hoffnung auf den Segen,
Den wir brauchen auf den Wegen,
Die wir Feldsoldaten nehmen,
Fremder Wünsche Gier zu zähmen.
MÜTTERCHEN SCHAUKELT DIE WIEGE …
Irgend in Lande wo tanzendes Glück;
Irgendwo weinende Trauer,
Irgendwo Sonne und Segen im Blick;
Irgendwo, irgendwo Kreuzlein statt Glück,
Kreuzlein an friedlicher Mauer …
Irgend im Lande wo werdendes Glück:
Mütterchen schaukelt die Wiege …
Irgend im Lande wo gehn sie zurück,
Kämpfend mir ruhigen, sicherem Blick;
Irgendwo feiern sie Siege …
ZWEI BÄUME BLÜHN …
Es steht ein Baum im grünen Hag,
Zu dem ich wandre Tag für Tag,
Dort meinen Trost zu suchen.
Und wandre ich auch Tag für Tag,
Der Trost doch niemals kommen mag,
Vergebens ist mein Suchen.
Es blüht der Bam, wie andre blühn,
Jahraus, jahrein im gleichen Grün,
Doch heuer wird er dorren …
Verbleichen muß sein schönes Grün
Und nimmer wieder wird er blühn:
Ich hab mein Glück verloren …
Es fiel mein Schatz im Feindesland
Und liegt dort arm und unbekannt
Bei einem Baum begraben. –
- Zwei Bäume blühn im Menschenland,
Bei einem mir mein Glück erstand,
Beim andern liegt’s begraben …
ALLERSEELEN.
Seine rote Rose lehnt am Bild …
Die Mutter sitzt davor und näht
Fürs vaterlose Kind bis spät
Am Abend … Langsam, langsam quillt
Ein Bächlein heißer Tränen
Ins weise Tüchlein nieder;
Und ihre Sangen brennen
Vor Schmerz und Liebe wieder …
JUNGE ROSEN.
Er liebte zarte, junge Rosen;
Sie waren duftendschwerer Segen
Auf weiten, wirren, leeren Wegen
Dem jungen, kranken Heimatlosen.
Er war mit zarten, jungen Rosen
Verkränzt, beglückt ins Feld gegangen;
Von Frauen hat er sie empfangen,
Von Frauen, schön wie junge Rosen.
Und wieder duften junge Rosen
Im Land; er kann sie nimmer schauen …
Und wieder warten schöne Frauen
Für ihn die zarten, jungen Rosen.
DEINE SCHMALE BLASSE HAND …
Deine schmale blasse Hand
Hat ein Ringlein mir gegeben,
Als ich zag ins Feindesland,
Abschied nahm vom stillen Leben.
Deine schmale blasse Hand
Hat viel Liebes mir geschrieben,
Als ich vor dem Feinde stand
An den fernen Grenzen drüben …
Deine schmale blasse Hand
Hat den Brief, ich darf es hoffen,
Doch erhalten, wo es stand:
Gestern hat’s auch mich getroffen.
Deine schmale blasse Hand
Will nicht kommen, zu vertrieben
Meinen wilden Fieberbrand.
Möcht so gern am Leben bleiben!
Deine schmale blasse Hand
Schickt mir Kranken Blüten …
Und dem Toten wird die Hand
Auf dem Grabe Rosen hüten …
ROSENZEIT.
Es blühen viel Rosen im Garten,
So dunkel und rot wie das Blut,
Sie treiben im Schutze der Liege
Die treulich gehüteten Triebe
Zu jauchzender, duftender Blut.
Es blühen viel Rosen im Garten
Zur duftenden Schönheit hinan
Und blühen und keimen und sprießen;
Sie sollen den Liebsten begrüßen;
Der heimkommt von blutigen Plan.
Es blühen viel Rosen im Garten
Zur Freude des Liebsten bestellt;
Sie blühen vergebens und streben …
Der Liebste ist nicht mehr am Leben;
Ist tot und begraben im Feld.
OSTERGEBET.
Auferstehung! O dein Segen
Muß die Größe sich erschwingen,
Roher Mordgier dunkles Morden
Dauernd sieghaft zu bezwingen.
Heilig-wundergarer Segen,
Soviel Tage möge währen
Seine Gnade, bis die Menschen
Stolze Menschlichkeit gebären.
MERAN.
Noch halten mich di weißen Wände
Des großen Hospitals im Bann.
Noch pflegen mich die zarten Hände
Des jungen Medikus … Ich kann
Noch immer nicht vom Eisenbett
Zur breiten Tür mich schleppen,
Durch die der Weg zur Sonne geht;
Zu steil sind noch die Treppen,
Die mich hinaus durch Gang und Türen
Ins freie Licht der Sonne führen.
Noch hält mich das Geviert der Wände
Des großen Hospitals im Bann …
Und draußen, draußen in Gelände
Des Sonnensegens träumt Meran,
Das Sonnenstadt, die Stade der Villen,
Die Stadt der zarten, weichen Luft,
Die durch den Raum, den sonnenstillen,
Der Segen der Gesundheit ruft.
Mann wird der Weg durch Gang und Türen
Auch mich ins Licht der Sonne führen?
SOLDATEN-GOTTESDIENST.
Es steht gebeugt vor Gottes Thron
Der Mutter jüngster, liebster Sohn,
Die Hände zum Gebet verschlungen:
Ich steh’ im Feld’ viel Wochen schon,
Kam mit dem Leben stets davon,
Wenn wild der Tod mit mir gerungen.
Ich danke, Gott, ich danke dir;
Schenk weiter noch das Leben mir,
Bis Kampf und Krieg verklungen,
Und strahlend Sieg und Segen wir
Hinlegen vor des Friedens Tür,
Den wir mit heißem Blut errungen.
DIE LEBENDIGE SEELE.
Ewig dauert die Verblendung …
Meine Seele, wundzertreten,
Schreit verzweifelt ihre Schändung
Himmelwärts aus Druck und Nöten …
Trunken rennt sie durch die Gräben,
Gießend Kraft in Hirn und Nerven,
Und will Lebensfreude geben
Und die Bajonette schärfen …
BLAUER FLIEDER.
Am Gartenzaun beim blauen Flieder
War’s, wo ich sie zum erstenmal gegrüßt,
Da war’s auch, wo wir uns zuerst geküßt
Und dann uns küßten immer wieder.
In bitterschweren, schwarzen Stunden
Des Leids war dorthin meine letzte Flucht,
Nur dort, sonst nirgends hab ich Trost gesucht,
Und dort nur hab ich ihn gefunden.
Am Tag, he+ ich ins Feld gezogen,
War ich zum allerletztenmal bei ihr,
Beim blauer Flieder an der Gartentür
Und bat sie: Bleib mir lieb gewogen!
Und als ich kam vom Felde wieder
Nah langen, schweren Wochen müd und krank,
War gleich im Morgenglanz mein erster Gang
Zum Gartenzaun und blauen Flieder …
FELDSOLDATEN.
Wir fragen Christi Leiden
Und tragen Christi Freuden:
Wir bluten und verderben
Für andere im Werben
Um Frieden und um Glück
Mit stillem Dulderblick …
DER HEILAND.
Jesus Christus trug ein Kreuz;
Vater trug auch eins …
Ob das Kreuz von Golgotha
Schwerer war als seins?
Sollst nicht fragen, Liber Bub,
Kriegst ja auch bald deins.
Jeder Bub, der feldwärds zieht,
Trägt am Rücken eins ….
KRIEG IM STEIN.
Freilich, mancher kommt nicht wieder;
Manchen deckt ein kalter Stein
Zu die jungen schlanken Glieder …
Mußt darum nicht traurig sein:
Viele, viele kommen wieder,
Auch dein Sohn wird drunter sein.
DER GARTEN DES LEBENS.
Fiebernd liegt im Zimmer einer,
Duldsam, bleich uns still wie keiner
Von den vielen, di da warten,
Bis sie dürfen in den Garten,
In den reichen Liebessegen,
Der dort liegt auf allen Wegen.
Nimmer wird der eine schauen
Sonne und die schönen Frauen,
Die mit ihren heißen Küssen
Ihm den Lebenshalt zerrissen …
Draußen glüht das Glück im Garten
Für die vielen, die da warten.
Morgen wird man ihn begraben,
Ihn, den stillen, blonden Knaben …
Frauen werden weinen, weinen
Heiße Tränen um den einen
Von den vielen, di da warten,
Bis sie dürfen in den Garten …
HERBST.
Der Herbst beginnt den Wald zu färben,
Das Grün der Bäume liegt im Sterben,
Die Blätter werden gelb’ und rot.
Und rings in heißen Liebeswerben
Ins Land der Menschen Sieg und Tod …
Es bringt der Herbst ein stolzes Singen.
So rein, wie Kirchenglocken klingen,
Ertönt’s als heller Siegesfang
Dem Heldentum im heißen Ringen.
Den andern aber will es klingen
Wie dumpfer, schwerer Trauerklang …
ERWARTUNG.
In stillen Stunden brennt
Das tiefe Weh in mir:
Mein Herz, das heim sich sehnt,
Kann nicht, kann nicht zu dir …
Ich dulde still und zag
In fremder Einsamkeit …
Wann kommt, wann kommt der Tag,
Der mich vom Leid befreit?
DIE MAUERN AM KARST.
Es liegen in steinernen Gräben,
In traurigem, steinernem Grau,
Viel Hundert begeisterte Leben
Mit Augen so treu und so blau.
Sie liegen und schauen und lauern,
Die Hähne gespannt in der Hand;
Wer wagt’s, sich zu näher den Mauern,
Den Mauern aus Stein und aus Sand?
Si knien und spähen und lauern,
Granatenzersprengt ist ich Stand …
Sankt Michael segnet die Mauern,
Sankt Michael segnet den Stand!
BRICH EIN BLÜMLEIN AB …
Wenn sie ihn begraben,
Brich ein Blümlein ab
Für den toten Knaben;
Trag es ihm aufs Grab.
Hat so schwer verwunden
Leben, Lieb und Glück;
Wollt so gern gefunden,
Wollt so gern zurück …
DAS HERRLICHSTE FELD.
Jetzt gib mir die Hand und schau mir ins Aug’;
Jetzt schau mir ins Auge, mein Liebchen, mein Lieb.
Du weißt doch, wohin, wohin ich jetzt geh’?
Wie mach mich das heiter! – Was bist du so trüb?
Ich hab’ einem Säbel,
Den Säbel blitzblank …
Noch einmal, nur einmal, dann geh’ ich ja schon,
Versprich mir die Liebe, versprich mir die Treu’;
Versprich sie mir beide, verwahr’ sie mir gut
Im Sturme des Lebens, wie wild er auch sei.
Ich hab’ einem Säbel,
Den Säbel blitzblank …
Ade nun, mein Liebchen, vertraue auf Gott,
Er hat ja noch immer zum Recht sich gestellt;
Ich geh’ mit den andern, ich gehe ins Feld,
Ins herrlichste, herrlichste Feld auf der Welt!
Ich hab’ einem Säbel,
Den Säbel blitzblank …
SOLDATENBLUMEN.
Wie war’s doch, als ich feldwärts zog?
Kein Blümlein hatt’ ich und kein Lieb
War da, als traurig ich und trüb
Besah den grauern Ehrenrock …
Kein Blümlein hat die Brust geschmückt,
Als ich bereit zum Abmarsch stand,
Und gar kein Mädel hat die Hand
Zum letzten Abschied mir gedrückt.
Wenn man mich legt ins Grab hinein,
Um mich wird niemand weinen gehen –
Wohl wird ein liebes Blümlein stehn
Am Grab …, es wird ein wildes sein …
* Objavljamo zbirko skoraj nepoznanega mariborskega nemškega pesnika Rudolfa Bernreiterja (enega od Rudolfov v slovenski literaturi). Da spada kot Mariborčan in kot avstrijsko-nemški pesnik v slovensko literaturo, je za slovensko slavistiko morda nenavadno, saj je skoraj unisono enotna: če ne govoriš in pišeš slovensko, nisi del slovenske literature. A s strokovnega in ne z nacionalističnega vidika spadajo v slovensko literaturo vsi, ki so pisali kdajkoli in kakorkoli, naj so še tako osovraženi ali izobčevani.
Zbirka je izšla v Gradcu takoj po pesnikovi smrti leta 1917 pri Deutschen Verreins-Druckerei und Verlagsgesellschaft. Nosi močne vojno-propagandne poudarke in je vprašanje, če je avtor vseh pesmi res Bernreiter, saj sta botrovala izidu Hans Ludwig Rosegger in urednik Willibald Frankl. Da je šlo za površno narejeno, za propagando primerno knjigo, kaže dejstvo, da so v drobni zbirki, ki šteje vsega 38 pesmi, objavili eno pesem pod dvema naslovoma. V vojski se je Bernreiter po vsej verjetnosti srečal tudi z Robertom Musilom, ki je bil urednik pri vojno-propagandnem Tiroler Soldaten Zeitung, kjer je objavil Bernreiter nekaj pesmi, in je lahko od njega sprejel tudi kakšno propagandno nalogo. Vsekakor pa so nekatere pesmi v soglasju s takrat popularnimi stališči O. Kernstocka in nekaterih drugih avtorjev, ki jih je Stefan Zweig slikovito poimenoval »besedna drhal«..