vor langer Zeit
du warst schön und groß
ich war lieb und klein,
du warst der gescheitere
ich war die schlauere.
Die Welt gehörte uns,
alles war wunderbar,
überall standen die Rosen
in voller Blüte.
Im Frühjahr, wir wanderten
über die frischen Wiesen,
im Sommer lauschten wir
dem Gelispel des reinen Bächleins,
im Herbst wärmten wir die Hände
mit heißen Kastanien,
im Winter tanzten wir
in den langer Nächten
zu feinen Himmelswagen.
Und dann einmal
auf der hohen Brücke
du in Schwarz
ich im Weiß
wir sahen uns
zum letzten mal.
DAS FERNE LAND
Liebster, ich möchte Deine Stimme hören,
ich möchte Deinen Worten lauschen.
Erzähle mir von dem fernen Land,
wo die Sonne die Erde küsst
auf den ewig sehnsuchtsvollen Mund
auf den ewig warmen, feuchten Mund.
Erzähle hoch von dem Land,
wo der Mond die Erde entführt
zu dem silbernen Fluß,
um zu umarmen
in wogenden Wellen
die ewig gebende Liebe,
die ewig liebende Seele.
Liebster, es ist so wunderbar,
so wunderbar schön
DER APFELBAUM
Kannst Du Dich erinnern
lieber Freund
als im Garten vor der Brücke
der Apfelbaum in voller Blüte stand.
Teure Maid,
kannst Du denken
an die warme Frühlingssonne
ohne kleinste Wolke
am hohen blauer Himmel.
Gehen wir, mein lieber Freund
über die Brücke zurück
wohin uns zieht.
Zu den breiten sonnigen Fluß,
neben den alten Bäumen
an der grünen Wiesen vorbei
zu dem blühenden Apfelbaum
in der warmen Frühlingssonne
ohne kleinste Wolke
am hohen blauen Himmel.
FÄDCHEN
Es trat zu mir
ein fremder Man
er küßte meine Wange.
Warum, weshalb…?
Ein dünner Faden
wickelte sich los
aus fernen Zeit
um wand sich zart um mich.
Ja, das war mein Kuß!
Zwischen Purpurrosen
den ich ihn gab
am Scheideweg beim Kreuz,
Der Mond schien schwach,
die Blätter auf den Bäumen
Zephyr wiegte leise.
SEHNSUCHT
Du bist so fern von mir.
Nein, das ist nicht wahr,
Du list ganz nach bei mir.
Laß mich Dein Gesicht berühren
Laß mich schmücken Deine Hand,
Laß uns die Füße beflügeln.
Wir fliegen zum silbernen Mond,
dorthin, wo die seidenen Lilien blühen,
wo die Nachtigal ihr Liebeslied singt.
Es ist so schön,
Du list in mir
und ich in Dir.
DEINE ARME
Deine Tausend Arme
umarmen mich.
Deine Tausend Arme
berühren mich.
Deine Tausend Arme
entführen mich.
Sie entführen mich
in das Land,
das nur die Seele kennt.
Ich versinke in einem Meer
voll von Blumen
ein Meer voll von süßen Blumen.
Ich versinke im Meer der Liebe.
ALLERLIEBSTER
Du, Seele meines Herzens,
als ich Dich sah
blieb die Zeit stehen,
der Raum entschwand.
Niemand war da,
nur Du warst bei mir.
Seit Äonen suchte ich Dich,
die Sehnsucht nach Dir
trieb mich durch Zeiten,
sie ließ mich schreiten
auf unzähligen Wegen.
Ich fand Dich
auf dem einsamen Pfad
der duftenden Gräser.
DU UND ICH
Liebster, Du weißt
Eins und eins
macht nicht zwei
Nicht drei
Eins und eins
Macht eine Eins
Zu einem Punkt
in einem Kreis
Ohne Anfang ohne Ende.
Und heute nach Äonen
Du und ich
Wir zwei
Ohne Anfang ohne Ende.
PASSION
Es ist zu spät,
dass du mich umarmst
zu spät für deinen Trost.
Der Körper rührt sich nicht
geschlossen ist der Mund.
Die Seele aber schreit
vor Furcht und Schmerz,
als in vielen Wunden
auf dem kalten Boden
der Körper liegt.
Es ist der erste Tag
der Passion!
Morgen muß ich kriechen
auf dem schmalen Weg
voller harter Steine,
in die grauenhafte Finsternis,
wo die Stürme wohnen,
böse Geister hausen.
Und Übermorgen:
ich kann nicht denken
– Gott gib mir Krafft –
vor mir schwebt
die Dornenkrone.
Und am Freitag,
aus Kreuz –
werde ich geschlagen
davor habe ich so Angst.
So muß es geschehen
So endet die Passion.
DIE DUNKELSTE NACHT
Verlassen, verstoßen
sehe ich allein
in der Finsternis der Nacht.
Ein böser Geist breitet
seine Flügel aus,
er will den Weg versperren,
das arme Herz an sich reißen.
Aus der schauervoller Tiefe
streckt die langen Arme
der Abgrund vor mir,
umarmen will er mich
sich mit mir vereinen.
Doch nein!
Ein Stern voller Licht
lässt sich nieder,
der Trug verschwand!
Ich bin nicht allein.
Er, Den ohne Namen ist
ist bei mir,
ich bin bei Ihm
bei Ihm, Der
die höchste Liebe ist.
Teh deset pesmi je avtorica prevedla v nemščino za literarni večer, ki ga je imela v Evropskem centru v Gradcu marca 2005.